Der Dämon
Stan ging die Straße entlang und die Laternen ließen ihr mattes Licht auf den nassen Asphalt fallen, während seine Schritte in der Dunkelheit verhallten. Er lauschte dem Wind in seinen Ohren, zog mit leicht zittrigen Händen eine Schachtel Zigaretten aus der Manteltasche und zündete sich eine an. Ein Blick auf die offene Schachtel, diese traurige Perfektion, exakt die Zigaretten aus der obersten Reihe abgegriffen, das Feuerzeug parallel zu den Wänden der Schachtel. Er atmete den Rauch durch die Nase aus und steckte die Schachtel zurück. Er hörte Schritte und wandte den Kopf nach einer hübschen Frau, die mit festen Schritten an ihm vorbeiging, musterte kurz ihre Figur und wendete seinen Blick dann wieder der Straße zu. In der Nähe tauchte jetzt eine Brücke in seinem Sichtfeld auf. Er schnippte den Zigarettenstummel an den düsteren Straßenrand und ging die letzten paar Schritte zur Brücke, während er spürte, wie die Dunkelheit der Kälte die Härte nahm. Auf der Mitte der Brücke blieb er stehen und lehnte sich gegen das Geländer. Er sah hinunter auf das in der Düsternis schwarze, Wasser welches sich leise kräuselte. Seit seiner Kindheit hatte er den Dämon gejagt, der immer wieder von ihm Besitz ergriff, ihm das Leben sinnlos erscheinen ließ, ihn immer in Depressionen und Gefühle der Einsamkeit und Verlassenheit stürzte. Er kam sich tot und ausgelaugt vor, er wusste, dass sein Leben für ihn selbst wertlos war, dass er nie das bekommen hatte, was er so dringend gebraucht hätte, das Frauen seine Liebe nie erwiderten, Freunde immer nur zu ihrem eigenem Nutzen zu ihm hielten, er immer nur gefördert wurde, wenn sie ihn dadurch der Gesellschaft anpassen konnten, und er hatte sich zu oft darauf eingelassen. Er machte ihnen allen keinen Vorwurf, er war selber schuld, er selbst war der Dämon, den er immer jagte, er war es doch, der schwierig war, der seine eigene Meinung gegen die Gesellschaft vertrat, die ihn am Leben hielt.
Er berauschte sich an den Depressionen, forderte sie heraus mit aller Kraft auf ihn einzuströmen, ihm noch einmal das Gefühl des Lebens zu geben. Er hörte Schritte hinter sich, er war augenblicklich wieder nüchtern. Langsam blickte er über die Schulter, es war die junge Frau von eben. „Es ist sehr schön hier, nicht wahr?“, sie schaute ihm direkt in die Augen, er musterte sie, ihr Gesicht war hübsch, wie er beiläufig wahrnahm, er wusste nicht, was er antworten sollte und nickte nur. Sie stellte sich neben ihm an das Geländer und schaute aufs Wasser wie er zuvor. Er schielte langsam zu ihr hinüber, etwas Bezauberndes ging von ihr aus und diese Stille stärkte seine Wahrnehmung. Er konnte seine Sinne nicht von ihr losreißen, er hörte ihren Atem, spürte die Wärme, die von ihrem Körper ausging. Zögerlich machte er einen kleinen Schritt zur Seite und stellte sich direkt neben sie. Sie fröstelte. Leise zog er seinen Mantel aus und legte ihn ihr behutsam um die Schultern. Sie legte eben so zögerlich ihren Arm um seine Seite, und durch ihre Berührung prallte die Kälte an ihm ab. Dachte sie genauso wie er, war sie von dem selbem Dämon besessen? Eine halbe Stunde standen sie so dort, dann warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr, und entschuldigte sich, sie müsse jetzt gehen. Er war wieder aus dem tranceähnlichen Zustand erwacht, der ihn umgeben hatte, als sie dort so standen. Sie verabschiedeten sich voneinander und verabredeten sich hier für den nächsten Tag acht Uhr. Er schaute ihr nach, bis sie in der Dunkelheit verschwand. Eine Beziehung hielt er nicht für möglich, er würde einen Rückzieher machen oder ihren Ansprüchen nicht genügen. Jetzt war es sowieso egal, er würde jetzt das tun, wofür er gekommen war, den Dämon vernichten! Er schwang den Fuß über das Geländer, was wäre wenn diese Frau die Richtige wäre? Und was wäre er ohne den Dämon? Ruhig zog er den Fuß zurück und ging wieder die Straße entlang, er fühlte sich matt und müde, morgen ist ein neuer Tag, und der Schlaf würde ihm Erholung und einen klaren Kopf schenken. Während er nach Hause ging, war alles wie es sein sollte, die Laternen warfen ihr mattes Licht, und seine Schritte verhallten in der Dunkelheit.
B.Mazur
1 Kommentar:
Moin, ich bins Maik, die Geschichte ist echt fine, sag dir das spätestens Montag im Bus dass ich hier geschrieben hab :p
Schreib aber noch mehr, und nicht alle auf einmal, das wäre verdammt nich gut.
...noch 48 stunden...
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