Samstag, 12. Mai 2007

Black

Kain setzte die Rasierklinge ab. Ein Tropfen Blut lief seinen Arm herunter. Er leckte kurz das Blut ab, ließ dann noch einmal Blut aus dem Schnitt hervorsickern, welches er wieder ableckte und dann ein Taschentuch auf die Wunde presste um die Blutung etwas zu stillen. Nachdem sich ein dünner Schorf gebildet hatte, zog er den Ärmel wieder runter und verließ die Wohnung. Draußen dunkelte es schon. Nachdem er ins Auto gestiegen war, warf er einen kurzen Blick auf die Uhr. In einer halben Stunde musste er da sein. Die Straßen glänzten in der Dunkelheit vom frischen Regen. Kein anderes Auto, welch eine herrliche Ruhe, die schwarze Dunkelheit schien ihm freundlich und sicher. Als er angekommen war, noch ein Blick auf die Uhr, alles OK. Er zögerte kurz, klingelte dann. Yasmin öffnete. „Hey Kain, schön das du da bist, komm rein.“ „Auch schön dich zu sehen, sind die anderen schon da?“ „Ja, sitzen im Wohnzimmer“ „OK“ Kain folgte Yasmin ins Wohnzimmer, wo schon drei andere Personen saßen, welcher er als Alice, Jonas und Crystal begrüßte. Die Unterhaltung war lang und lebhaft. Sie handelte über persönliche Erfahrungen, Ritzen, Suizid und das Gefühl, selbst unter Menschen vollkommen allein zu sein. Aber den anwesenden waren die Blicke, welche sie einander zuwarfen, die Gedanken die sie voneinander erahnten, weitaus wichtiger als die auf unerklärliche Weise befangenen Worte aus ihren Mündern. Es war schon ziemlich spät, als sie die Wohnung von Yasmin verließen, und der Mond beleuchtete ein paar zerfetzte Wolken. Crystal stieg zu Kain ins Auto und sie fuhren los. Während der Fahrt schwiegen beide. Als sie bei Kain angekommen waren, und in der Wohnung standen brach Crystal das Schweigen: „Auch wenn wir Psychos uns allein fühlen, sind wir es doch nicht, oder?“ Eine kurze Pause, bis Kain antwortete: „Wir haben unsere Gedanken und Gefühle für uns, nur wir sind in der Lage, wirklich zu fühlen und zu denken was wir nun einmal fühlen und denken. Andere können uns nur nachempfinden, Gedanken nachvollziehen, denn sie sind nicht wir. Aber es gibt Personen, die uns durch ihre Art, durch ihr Zuhören und Reden das Gefühl der Einsamkeit ein Stück weit nehmen können. Fühlst du dich denn immer ganz unantastbar?“ „Nicht immer, nicht mit…“ Sie sah ihn seine Augen. „Schon gut“, sagte Kain: „ich verstehe. Möchtest du noch etwas essen?“ „Was hast du denn da, muss schnell gehen, ich möchte noch etwas schlafen.“ „Ähm.., ich hätten dann… Tiefkühlpizza.., Ravioli.., Spaghetti… und… kein Plan.“ „Pizza ist ganz gut, denke ich“ „OK“ Kain schob die Pizza in den Backofen und deckte den Tisch, zündete ein paar Kerzen an und bat Crystal, doch Platz zu nehmen bis die Pizza fertig wäre. Mit einem hübschen Lächeln meinte sie: „Psychos haben komischerweise ganz gepflegte Manieren.“ „Wir brauchen sie auch, um unsere Achtung oder unser Wohlwollen“, er schaute ihr kurz tiefer in die Augen, „gegenüber anderen auszudrücken, oder um die Gedanken der normalen Menschen besser infiltrieren zu können.“ „Da ist schon was dran.“ Ihr war sein Blick nicht entgangen, und ehrlich gesagt freute sie sich darüber, wie er sie ansah. Nachdem sie mit dem Essen fertig waren und der Tisch abgedeckt, gingen sie zum Schlafzimmer. Die Arme umeinander geschlungen, nur die warme Nähe auskostend lagen sie zusammen. Müde und leise nuschelte Crystal: „Aber wir lassen uns nicht allein, oder?“ „Niemals!“ „Gute Nacht“ „Dir auch.“ Und der Schlaf brachte ihnen Ruhe, ihre Gedanken zu ertragen.

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